Alle Beiträge von Sonja Alphonso

flüssig

eloquent

Lichtermeer mit Wanne

Morgens um 7 ist die Welt schon in Ordnung. Ein paar Stunden zuvor nahm mein Gehirn wie so oft ein Bad in aller Frühe. Es suhlte sich in der Wanne, die mit jener Flüssigkeit gefüllt ist, in der Gehirne gerne gemütlich vor sich hindümpeln, wenn man sie lässt.

Besonders meine bessere Hälfte weiß Tiefenentspannung sehr zu schätzen und aalt sich in allerlei guten Einfällen. Die andere Hälfte sieht das anders und rät, beide Augen zuzudrücken, um noch ein wenig zu schlafen, statt mit Badeschaum und Seifenblasen zu spielen.

Infrastruktur

Politik & Verdrossenheit

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Wenn die Kultur zu kurz kommt.

Bezirksversammlung.

Herr Schneider von der CDU beklagte ausgiebig den schlechten Zustand der Straßen und den Mangel an Parkplätzen. Andere Fraktionen dachten bei Infrastruktur auch an anderes, Schulen z. B.

Mir schien die Einstellung selbst marode zu sein. Es muss wohl an den Volksvertretern liegen, dass bei den Abstimmungen diverser Anträge die Kultur der große Verlierer war. Ich für meinen Teil fühlte mich als Zeugin der Anklage schlecht vertreten.

genial

Werbung machen

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Mir kam DIE Idee! Scheinbar liegt es mir im Blut, anschaulich zu schreiben und mich in einem ansprechenden Umfeld bewegen zu wollen. Ich könnte diese Neigung in den Dienst der guten Sache stellen und Bücher herausbringen, die auf Orte, Veranstaltungen und Kulturschaffende aufmerksam machen.

Pragmatisch, projektbezogen, gut gedacht!

Und weil mein Wahlspruch ist „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, werde ich die Idee natürlich auch in die Tat umsetzen. Einen ersten Band werde ich der Kulturellen Landpartie widmen.

Und dann kommt wahrscheinlich SuedKultur an die Reihe.

Irrläuferin

Orientierungssinn

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Offenbar habe ich die Veranlagung, mich zu verfahren und zu verlaufen. Außer in der Natur. Dort finde ich mich in der Regel recht gut zurecht. Sogar in unbekannten Gefilden.

Aber im Großstadtdschungel irre ich oft orientierungslos umher, sei es in Einkaufszentren, Behörden, Bahnhöfen oder Flughäfen.

Bei der Agentur für Arbeit brauchte ich beim letzten Mal fast zwanzig Minuten, bis ich richtig war. Vom Tresen im Eingangsbereich wurde ich auf Nachfrage zum Empfang geschickt und wunderte mich, weil ich die erste Anlaufstelle schon für selbigen gehalten hatte. Vom daraufhin aufgesuchten Empfang verwies man mich anschließend an den Empfang der zuständigen Abteilung.

Entweder habe ich nicht richtig zugehört oder der Wegweiser hat sich vertan, jedenfalls lief ich einmal im Kreis, gefühlt sogar zweimal. Ich folgte den weitläufigen Gängen, vergewisserte mich mehrmals bei Einheimischem, dass ich auf der richtigen Fährte war, weil keinerlei Hinweisschilder auf das Ziel hindeuteten.

Ich kam letztendlich an. Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.

Odyssee

wenn der Weg zur Arbeit wird

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Der Ausnahmezustand gehört zur Normalität. Als ich mich auf den Weg zur Arbeit machte, schätze ich mich glücklich, weil mein Schatz mich bis zum Bahnhof mit dem Auto mitgenommen hatte, wo ich den Regionalzug nehmen wollte, um dem Schienenersatzverkehr aus dem Weg zu gehen.

Die Mitfahrgelegenheit sparte immerhin schon mal 1 x Bus und 1 x S-Bahn. Doch am Bahnhof gab es die Info, dass der Metronom 25 Minuten Verspätung hätte.

Kurzentschlossen disponierte ich um und ging zur Haltestelle vom SEV. Der Bus war noch gar nicht voll, fuhr aber schon ab, ohne mich, leider. Ich wartete auf den nächsten. Der Verkehr war stockend.

Am Ende der Fahrt ging ich x-hundert m bis zum Bahnsteig der S-Bahn. Die nächste sollte in 9 Minuten kommen. Ich wartete geduldig, stieg dann zwei Stationen später wieder aus, um dort mit dem Bus den Rest bis zum Arbeitsplatz zu fahren.

Es war erst mein dritter Tag. Ich kannte mich also nicht so gut aus, denn dies war eine andere Strecke als die, die ich die beiden Tage zuvor genommen hatte. Zur besseren Übersicht: Tag 1 und 2 nahm ich erst den Bus, dann die S-Bahn, den Regionalzug, die U-Bahn und wieder den Bus. An Tag 3: Auto statt Bus u. S-Bahn, Bus (SEV), S-Bahn, Bus.

Ich sah jenen, den ich nehmen wollte, an der Kreuzung, aber er kam nicht um die Ecke, sondern stand still, mit Warnblinkanlage. Ich war unschlüssig, ob ich wieder zum Gleis hochgehen sollte, um meine Reise wieder mit der S-Bahn fortzusetzen, um dann in die U-Bahn umzusteigen und dann in den Bus der mir vertrauten Linie.

Denn ich hatte große Zweifel, wie der nächste Bus an dieser Blockade vorbeikommen könnte. Doch dann geschah ein kleines Wunder und der Bus setzte sich in Bewegung.

Allerdings nur, um an der Haltestelle endgültig abgestellt zu werden. Irgendein Defekt, der dieses Fahrzeug aus dem Verkehr zog.

Wenigstens war die Straße jetzt wieder frei. Der nächste Bus kam und ich erkundigte mich, ob ich besser bei Haltestelle X oder Y aussteigen sollte, wenn ich in die Z-Straße will. Der Fahrer wusste es nicht.

Allerdings stellte sich etwas später heraus, dass ich nicht die Qual der Wahl hatte, denn während der Fahrt kam eine Ansage, dass wegen einer Umleitung keine der beiden Haltestellen angefahren werden konnte. Der Fahrer hörte dies wohl auch zum ersten Mal.

Es war dieser Moment, der mir den Rest gab und mich leicht entnervt die letzten paar Hundert Meter Umweg zurücklegen ließ.

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Diese Erfahrung liegt nun schon einige Monate zurück und ich konnte sie zum Glück erfolgreich verarbeiten, wie man sieht.

kurzweilig

Abendprogramm

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Wegen einer Veranstaltung wollte ich mit Bus, Bahn und nochmal Bus nach Jesteburg zur „Mojos Lounge Bar“. Meine erste Station war der Harburger Bahnhof, wo ich Zeugin einer In-Gewahrsam-nahme wurde.

Das gehört thematisch gar nicht hierher, aber vielleicht kann ich den Bogen weit genug spannen, um es trotzdem hier anzubringen.

Ich geriet in eine kunterbunte Szene, viele Heimkehrer vom Schlagermove, alle in schrillen Outfits, bis auf einen auffälligen jungen Mann, der sich möglicherweise vor Begeisterung die Kleider vom Leib gerissen hatte, um sich in seine Alkoholfahne zu hüllen.

Er legte sich mit der Polizei an, mit nacktem Oberkörper und halb über dem Gesäß hängender Hose – unklar, ob aus Nachlässigkeit oder Modebewusstsein.

Er stänkerte so lange herum, bis bei den Beamten die Hutschnur riss und sie ihn zu Boden rangen, das ging ruckzuck. Eine kleine Lektion in Sachen staatliches Gewaltmonopol.

Die Zugfahrt selber verlief friedlich. Die Waggons waren prall gefüllt mit guter Laune und allerlei Leuten, die für alkoholhaltige Atemluft sorgten. Selten sah ich so viel Polyesterfasern auf einen Haufen.

Planmäßig und beschwingt kam ich am Bahnhof in Buchholz an und bestieg die Überführung. Doch wo musste ich dann lang, um zum Bus zu kommen? Links oder rechts?

Mangels wegweisender Hinweisschilder fragte ich klugerweise Passanten, die allerdings auch überfragt waren. Sie rieten auf´s Geratewohl mehrheitlich zu jener Richtung, die sich dann als die falsche herausstellte.

Dieser Irrtum hatte zur Folge, dass ich zu spät die andere Seite erreichte. Der Bus hatte leider nicht auf mich gewartet. Ich fragte noch einen Taxifahrer nach einem Sonderangebot.

Doch 25 € waren mir zuviel des Guten. Also no go to Mojo. Ich fuhr heim. Der Rückweg verlief ohne besondere Vorkommnisse, dafür fuhr meine Bahn Stunden früher als geplant.

Löschzug

verkohlt

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Der tägliche Nahverkehr konfrontiert einen mit allerlei Personen. Man kann sie sich leider nicht aussuchen. Wäre das möglich, würde man vermutlich viel Kurioses verpassen. Wieder ein Beispiel:

Die S-Bahn, mit der ich – und viele andere – fahren wollten, fuhr nicht. Über Lautsprecher wurde durchgesagt, dass der Bahnverkehr wegen Löscharbeiten unterbrochen wurde.

Manche Fahrgäste entschieden sich kurzfristig, auf anderem Wege zur Arbeit zu kommen, andere harrten aus. Dann kam die Nachricht, es wäre ein Busnotverkehr eingerichtet.

Das war wie ein Aufruf, nicht länger darauf zu hoffen, dass der Betrieb in den nächsten Minuten wieder aufgenommen würde. An der nächsten Bushaltestelle sammelte sich eine Menschenmenge an.

Weil ich nicht sicher war, auf der richtigen Seite zu stehen, fragte ich den Erstbesten, ob er auch den Busnotverkehr nehmen wolle. Er erwiderte barsch: „Das weiß ich nicht!“

Ich war irritiert und fragte ungläubig: „Sie wissen nicht, was Sie wollen?“ „NEIN, ich lasse mich nicht verarschen!“, ereiferte sich mein Gegenüber. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.

Ich entschied mich, jemand anderen anzusprechen, um in Erfahrung zu bringen, ob ich an der richtigen Haltestelle stand. Daraufhin hatte ich eine nette Unterhaltung mit einer Frau, die zwar auch nicht wusste, ob dies die Notlinienhaltestelle war, aber gedachte, mit jedem x-beliebigen Bus bis zum Bahnhof weiterzufahren und dort in die Regionalbahn umzusteigen. Ich schloss mich dieser Idee an.

Derweil telefonierte der genervte Mann lautstark, vermutlich mit jemandem vom Verkehrsverbund. Er schrie Zeter und Mordio in sein Handy und es klang in meinen Ohren immer absurder.

„Das lasse ich mir nicht länger bieten!“… „Das muss ja ein Riesenfeuer sein, dass deswegen eine ganze Strecke gesperrt wird!!“ – ???

Ich fragte mich, ob es kleine Feuer gibt, wo der Zug durch die Flammen fahren darf; vielleicht sogar, um mit der Zugluft das Feuer auszupusten…

„Das reicht mir nicht!… Was sind die Ursachen? Ich will genau wissen, wer da löscht!“, forderte der aufgebrachte Mann.

Ich stellte mir vor, wie sein Gesprächspartner und den Unterlagen blättert und sagt: „Einen Moment bitte, haben Sie etwas zu schreiben? ich gebe Ihnen jetzt die Namen der Feuerwehrleute. Möchten Sie auch die Privatanschrift?“

Ich weiß nicht, was in diesen Mann gefahren war, vielleicht der Choleriker. Auch als wir schon in denselben Bus eingestiegen waren, hörte ich ihn weiter wettern. Inzwischen ging es um Graffiti und was er sich jeden Morgen ansehen müsste…

So langsam dämmerte mir der Zusammenhang: Es war die Schuld von wem auch immer, dass man nicht vor solchen Katastrophen geschützt wird! Es werden Wände beschmiert und Feuer gelöscht – und das alles wird ZUGELASSEN! Grob fahrlässig!!!

Als während der Busfahrt die Durchsage kam, dass der S-Bahnbetrieb wieder aufgenommen wurde, bot das Anlass zu weiterer Empörung, das ist ja wohl einleuchtend, oder?

Tempo

Beschleunigung

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Um den Weg, der einst vor mir lag, entspannt anzutreten, hatte ich mir vorgenommen, halblang zu machen, nicht zu hetzen und im Eiltempo zu Bahn zu jagen. So fuhr sie mir halt vor der Nase weg.

Doch ich beglückwünschte mich zu meiner Entscheidung, denn auf dem Nachbargleis sollte in 2 Minuten eine Bahn folgen, die nach dem Hauptbahnhof zwar eine andere Route fährt, das für mich jedoch unrelevant war, denn dort musste ich sowieso in eine andere Linie umsteigen.

Ich freute mich auf leerere Abteile. Die Minuten vergingen, die besagten zwei und dann weitere. Und meine Geduld wurde nun doch ein wenig auf die Probe gestellt. Seit 5 Minuten stand unverändert an der Tafel mit den nächsten Abfahrzeiten „sofort“. Offenbar ein dehnbarer Begriff.

Endlich kam sie mit etlicher Verspätung. Ich stieg ein, nahm Platz und sah aus dem Fenster, wie auf dem Nachbargleis wieder eine Bahn einfuhr, ging aber davon aus, dass die, in der ich saß, zuerst abfährt, weil sie ja schon überfällig gewesen und zuerst eingetroffen war.

Irren ist menschlich und die Logik der Bahn sowieso eine Sache für sich. Wir nahmen also die Verfolgung auf und fuhren hinter der Bahn her, die sich vorgedrängelt hatte, jedoch ohne Aussicht auf Erfolg, die Verspätung aufholen zu können. Denn im Gleisverkehr gibt es keine Überholschienen.

Nun kam ich langsam doch in Bedrängnis, denn ich wollte doch nicht zu spät kommen, ganz besonders nicht am ersten Tag! Im Geiste hörte ich mich schon Entschuldigungen stammeln.

Am Hauptbahnhof stieg ich um, fand fast auf Anhieb das richtige Bahngleis, musste auch gar nicht so lange warten, stieg ein, fand einen Platz und fuhr guten Mutes meinem Ziel entgegen.

Dann kam die Station, an der ich ausstieg, doch war ich am falschen Ende des Zuges bzw. hatte jetzt einen weiteren Weg zum Ausgang. Noch 2 Minuten, bevor mein Anschluss-Bus fahren sollte!

Ich eilte zur Haltestelle, stellte fest, dass die angesteuerte nicht die Linie bediente, die ich suchte- Ratlos blickte ich mich um und fragte Passanten, doch keiner konnte Auskunft geben.

Endlich fand ich eine Person, die mir den rechten Weg wies. Ich musste nur noch eine vierspurige Straße überqueren. Der Verkehr an der Ampel setzte sich gerade wieder in Bewegung, als ich den Bus kommen sah.

Ungeduldig wartete ich einige vorbeirauschende Autos ab, winkte wie wild dem Busfahrer und überquerte dann – im wahrsten Sinne des Wortes – die Straße, indem ich diagonal den kürzesten Weg zur Haltestelle nahm, in der Hoffnung, dass der Fahrer nicht nur in den Rückspiegel blickt, bevor er Gas gibt.

Was soll ich sagen? Ich habe es geschafft! Aber ich hatte mir die Anfahrt anders gedacht.

 

thematisch dicht dran

Stadtschnellbahn

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Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Das gilt auch für Kurzstrecken.

Weil mal wieder wegen dem völlig unerwarteten Wintereinbruch viel los war auf allen Verkehrswegen, erscheint mir das als guter Aufhänger für die Wiedergabe einiger abenteuerlicher Erlebnisse im öffentlichen Nahverkehr.

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Beispielsweise diese Geschichte. Sie ist unglaublich, aber wahr.

Die Rede meines Sitznachbarn in der S-Bahn. Er gab zum Besten, sein Onkel habe einen Geländewagen mit 350 PS. Mit diesem heize er mit 160 Sachen durch den Wald! Auf der Autobahn lasse er bei 220 Km/h das Lenkrad los, um sich eine Zigarette zu drehen!

Dichtung oder Wahrheit? Entscheidet selbst, was ihr glauben wollt. Ich gebe hier nur wieder, was ich mit eigenen Ohren hörte. Alter. Immerhin von größerem Unterhaltungswert, als wenn jedes dritte Wort Digga ist.

Ich weiß gar nicht, was mir am meisten imponieren soll: Der abgedrehte Onkel, sein fahrendes Geschoss, oder der Prahlhans neben mir.