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verkehrt

Mobilität

Vor kurzem fuhr ich mal mit dem Auto zur Arbeit statt mit Öffis, weil ich sehr, sehr viele Bücher an Bord hatte. Das wird mir eine Lehre sein.

Im Grunde war es keine große Überraschung, dass unterwegs Stillstand angesagt war statt Verkehrsfluss. Für die meisten mag es stinknormaler Alltag gewesen sein, für mich war es ein ungewöhnliches Erlebnis.

Denn legte ich ausnahmsweise mehr als zehn Meter in einem Rutsch zurück, fand ich das bereits bemerkenswert. Mir bot sich die abschreckende Gelegenheit, an einem Fortschritt zu zweifeln, der nur im Schneckentempo dahinkriecht, dabei allerdings rasant die Umwelt schädigt.

Ohnmächtig musste ich mit ansehen, wie alle Straßen von einer Blechlawine überrollt wurden. In diesen Stunden des Grauens manifestierte sich ein Stoppschild in meinem Kopf.

Ich werde umgehend wieder auf Bus & Bahn umsteigen, statt mich nochmals in die Kolonnen einzureihen, um durch die Stadt zu dieseln und durch ein Nadelöhr nach dem anderen zu quälen.

Die Schuld, die ich als autofahrende Umweltsünderin auf mich lade, soll sich darauf beschränken, andere Ziele anzufahren als die Reduzierung des CO² Ausstoßes. Das bleibt mit dem Auto leider unerreichbar. Dafür hilft Verzicht.

Deshalb nehme ich mich selbst in die Pflicht: keine Kurzstrecken und keine Beteiligung an der Verstopfung im Berufsverkehr; Den Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln lasse ich mir je eine Stunde hin und zurück kosten, um  die Umwelt zu schonen.

Trotz meines schlechten Gewissens genieße ich allerdings gelegentliche Ausfahrten in die ländliche Idylle – wenn auch nicht ganz unbekümmert, denn ich besitze keinen Freifahrtschein.

kritisch

ehrlich währt am längsten

Ich muss gestehen, dass bei mir vieles Theorie ist. Mein Idealismus in allen Ehren, aber wenn es um meine Mitmenschen geht und ich bei der Wahrheit bleiben will: Ich liebe sie, ich liebe sie nicht, ich liebe sie, ich liebe sie nicht, …

Es gibt viele grenzwertige Fälle, wo ich schon zu Beginn der Begegnung mit meinem Latein am Ende bin. Vieles verstehe ich nicht, einiges stört mich und manches verabscheue ich aus tiefstem Herzen.

Unter diesem Bewertungssystem leidet meine Toleranz. Sie versucht, sich damit herauszureden, dass sie unter so widrigen Umständen nicht handlungsfähig sei.

Dann rede ich  mir ins Gewissen und frage rhetorisch nach, ob ich mir wirklich anmaße zu denken, ich wäre ein besserer Mensch. Meine innere Stimme antwortet mal kleinlaut, mal im Brustton der Überzeugung: ja und nein.

Frau Holle

Federn fliegen lassen

Federn

Nun habe ich mein Herz genug ausgeschüttet. Ob es etwas hilft? Ich kann zwar guten Gewissens behaupten, dass ich ehrlich war, aber das wäscht mich nicht rein von Schuld. Meine Weste wurde leider nicht wieder weiß wie Schnee, sondern behält einen leichten Grauschleier.

Ich lasse jetzt nochmal ordentlich die Federn fliegen und dann kehrt hoffentlich wieder Ruhe ein in dieses Gedankengestöber!

Geschmacksache

Federhalter

Federhalter

Langsam wird es ernst. Die Weihnachtszeit rückt vor. Ich möchte eigentlich ohne viel Federlesens zum Punkt kommen und verharre doch zögernd, meinen Wunsch zu formulieren. Er wirft einen Schatten sowohl über das Fest als auch meine Schwäche für Gänse und anderes Geflügel.

Die Sache ist die: Mir tut es wirklich schrecklich leid, dass so viele demnächst Federn lassen müssens. Ich stieß kürzlich auf furchtbare Vorboten des grausamen Rituals; Sie machten mich nachdenklich.

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Wenn es nämlich um´s Essen des Fleisches geht, neige ich zur Inkonsequenz.

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Ich fühle mich schon im Vorwege mies und mitverantwortlich, wenn meine nonvegetarische Lebensweise das arme Federvieh das Leben kostet. Nur, weil es lecker ist.

Vielleicht schaffe ich es ja, wenigstens anderen ein schlechtes Gewissen einzureden und mit meinen Gedanken den Appetit zu verderben.

Dann müssen nicht ganz so viele dran glauben. Es ist schon tragisch. Das Leben ist so gemeingefährlich – aber immerhin letzten Endes für alle tödlich. Wenigstens etwas Gerechtigkeit in dieser Welt.