Schlagwort-Archive: Kunst

Ruhephase

Mein Wochenende war Stillleben.

Mir war nach Schatten und Abkühlung, vielleicht wegen der hochsommerlichen Temperaturen. Möglicherweise war es aber auch sowieso mal an der Zeit für erholsame Ruhe.

Ich machte es mir mit einem satten Gelb größtenteils zuhause gemütlich und genoss die Aussicht auf frische Kunst, denn ein neues, wunderbares Bild hielt Einzug in die eigenen vier Wände.

Anne Beecken malte diese “Gelbe Welle”, in die ich mich bei einer Ausstellung auf der Cap San Diego auf den ersten Blick verliebte.

Am Freitag wurde mir das schöne Werk wie vereinbart von der Künstlerin für eine Probehängung vorbei gebracht.

Als ich ihr die Tür öffnete, stellte ich schon begeistert fest, dass es größer ist, als ich es in Erinnerung hatte.

Dann entfernte ich die Schutzfolie und enthüllte ein Farbenspiel, das im schummerigen Schiffsrumpf nicht seine ganze Leuchtkraft gezeigt hatte.

Ich sah mehr als bestätigt, warum ich mich auf Anhieb zu diesem Bild hingezogen fühlte.

In den fließenden Übergängen sehe ich ein harmonisches Zusammenspiel der Farben und Elemente.

Es vereint in sich ruhige Bewegung und bewegende Ruhe. Wunder & schön!

Im Zuge der Übergabe hatte ich auch noch eine anregende und angenehme Unterhaltung mit der Künstlerin. Das rundete alles noch ab, denn ich hatte das Gefühl, mit ihr auf einer Wellenlänge zu sein.

 

Abschied steht bevor

Umzug

Heute, am womöglich letzten Sonntag, an dem Interessierte in die 3falt kommen können, um sich Kunst auszuleihen, muss ich mich an dieser Stelle schweren Herzens von dem (T)Raum verabschieden.

Die Kunstleihe soll natürlich weiterbestehen, kann allerdings leider nicht an dem nahezu perfekten Ort in zentraler Lage bleiben, sondern muss sich auf die Suche nach anderen Räumlichkeiten machen.

Wir werden weichen müssen, weil die Gemeinde andere Pläne hat. Dass lieber Leerstand in Kauf genommen wird, um es für Investoren attraktiver zu machen, ist besonders bitter.

Aber nur, weil uns das kulturelle Leben schwer gemacht wird, hört unser Herz nicht auf zu schlagen für Kunst, Kultur & Kreativität!

Kunst und Literatur

bewegend

Gestern wurden in der neu eröffneten Kunstleihe Harburg erstmalig Bilder verliehen. Gleich sieben Werke fanden Abnehmer und haben nun für ein Vierteljahr ein neues Zuhause.

Wie ich über das Konzept denke, kann man hier nachlesen: http://www.sued-kultur.de/tiefgang/bedeutung-verleihen/

In dem Buch “Fackel im Ohr” von Elias Canetti stieß ich vor zwei Tagen auf eine Textpassage, die mich nachhaltig beschäftigt. Darin beschreibt er die Beziehung zwischen Kunst und Betrachter so eindringlich, das ich ihn hier gerne für sich selber sprechen lassen möchte.

“Denn ein Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder. Ich glaube nicht, daß es einen besseren Weg gibt. Man hält sich an das, was sich nicht verändert, und schöpft damit das immer Veränderliche aus. (…)

Es ist aber wichtig, daß diese Bilder auch außerhalb vom Menschen bestehen, in ihm sind selbst sie der Veränderlichkeit unterworfen. Es muß einen Ort geben, wo er sie unberührt finden kann, nicht er allein, einen Ort, wo jeder, der unsicher wird, sie findet.

Wenn er das Abschüssige seiner Erfahrung fühlt, wendet er sich an ein Bild. Da hält die Erfahrung still, da sieht er ihr ins Gesicht. Da beruhigt er sich an der Kenntnis der Wirklichkeit, die seine eigene ist, obwohl sie ihm hier vorgebildet wurde.

Scheinbar wäre sie auch ohne ihn da, doch dieser Anschein trügt, das Bild braucht seine Erfahrung, um zu erwachen. (…)

Stark fühlt sich, wer die Bilder findet, die seine Erfahrung braucht. (…) Mein Glück war es, daß ich in Wien war, als ich solche Bilder am meisten brauchte. Gegen die falsche Wirklichkeit, mit der man mich bedrohte, die der Nüchternheit, der Starrheit, des Nutzens, der Enge, musste ich die andere Wirklichkeit finden, die weit genug war, um auch ihrer Härten Herr zu werden und ihnen nicht zu erliegen.”

Kunst

dehnbarer Begriff

Kunst kann anziehen/ abstoßen, beruhigen/ an- und aufregen, neugierig machen und inspirieren. Wenn es nach mir ginge, darf sie alles – nur nicht absichtlich beliebig im Sinne von belanglos oder konformistisch sein.

Sie sollte eigenartig sein. Mich im besten Falle ansprechen und über den Augenblick hinaus bewegen und beschäftigen.

Wertschätzung

unberechenbar

 

Wie kann der Wert eines Kunstwerkes bemessen werden? Welche Formel eignet sich? Breite x Höhe x Bekanntheitsgrad?

Kann es nicht auch etwas geben, und sei es noch so klein und unbekannt, erschaffen durch Genialität oder reinen Zufall, das dadurch kostbar wird, weil es  jemandem viel bedeutet?

Mein Wertmaßstab ist und bleibt persönliche Resonanz.

 

Konfliktpotential

Ist das Kunst oder soll das weg?

In abgewandelter Form stellte sich mir im Kontext sowohl in Bezug auf Literatur als auch Kunst die Frage nach Qualitätsmerkmalen. Gibt es objektive Kriterien?

Neben Stichworten wie handwerklichem Können, intellektuellem Anspruch, Erfolgsaussichten, Zeitgeist und Geschmackssache fällt mir vor allem eines ein: Auseinandersetzung. Dazu braucht es unbedingt ein subjektives Empfinden.

Warum sollte etwas disqualifiziert werden, das mit Herzblut gemalt oder geschrieben wurde, was Ansprüchen anderer nicht genügen mag? Wozu eine Zensur?

Wenn ich mit einem Werk nichts anfangen kann, weil es mir beliebig, nichtssagend oder dilettantisch erscheint, kann es dennoch für einen anderen Menschen von Bedeutung sein.

Sowohl beim Lesen & Schreiben als auch bei der bildenden Kunst ist für mich der wichtigste Aspekt eine persönliche Resonanz, die Auseinandersetzung und der damit verbundene kreative Prozess.

Ich höre auf meine innere Stimme, die mich zu diesem hinzieht und mich jenes links liegen-, stehen- oder hängen lässt.

3 Hochzeiten

Veranstaltungsreigen

Am vergangenen Wochenende gaben sich mehrere Veranstaltungen die Klinke in die Hand, weshalb ich mich aufteilen musste.

Also hat sich einiges angesammelt, was ich zu verarbeiten habe. Dabei bin ich noch nicht einmal dazu gekommen, das vorherige Wochenende mit der Abschlussveranstaltung für den “Hamburger Gast” Revue passieren zu lassen.

Die Arbeit und Vorbereitungen für die kommenden Ereignisse hielten mich von einer Lobeshymne ab. Doch hier und jetzt will ich meine Begeisterung wenigstens kurz in Worte fassen.

Ein dickes Dankeschön an alle Beteiligten: Dem Gast und Schreibtalent Tilmann Strasser, Ella & Huug, den Initiatoren und Gastgebern des Stadtschreibers, sowie den Geldgebern, die dieses Format möglich machen!

Nach der Arbeitswoche musste/ wollte/ konnte ich gleich auf mehreren Hochzeiten tanzen. Erstens stand die BookOldesloe auf dem Programm, dann zwei Veranstaltungen im Rahmen des Harburger Kulturtages.

Weil ich mich nicht dreiteilen kann, verbrachte ich Freitag und Samstag Zeit bei der Buchmesse, und Sonntag wechselte ich in der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche zwischen zwei Ausstellungen, an denen ich beteiligt war.

Bei der Buchmesse gab es viele Lesungen und viele Stände mit Autoren, die ihre Werke priesen. Dass es einigen an Fingerspitzengefühl mangelte, will ich ihnen nachsehen – schließlich sind sie Autoren und keine Verkäufer.

Ich versuchte mich zu behaupten, wenn sie mich augenblicklich zutexteten, sobald ich ihr Buch in die Hand genommen hatte. Leider sehe ich mich außerstande, gleichzeitig zu lesen und zuhören, sodass mir die Erfahrung eine Lehre war. Ich schlussfolgerte: Man lasse die Besucher in Ruhe und warte ab, ob sie lieber ersteinmal in etwas hineinlesen möchten oder Fragen haben bzw. Auskunft wünschen.

Von einer guten Geschäftsfrau bin ich selber denkbar weit entfernt, aber wenigstens falle ich nicht mit der Tür ins Haus, sondern klopfe vorsichtig an.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erstand ich im Laufe eines einzigen Tages sieben Bücher. Da verlor ich also wieder einmal die Kauf-Kontrolle und ließ mich hinreißen. Neugier und Habsucht gewannen die Oberhand. Mein Verstand konnte sich leider nicht durchsetzen, der besorgt nachfragte, wann ich das eigentlich alles lesen will. Er wartet bis heute auf die Antwort.

Sonntag ging es dann in die Kirche, d. h. die Ex-Kirche. Dreifalt, der Ort für Kunst, Kultur und Kreativität. Im Obergeschoss gab es die Ausstellung zeichnerischer Dialoge, darunter zwei, die ich selbst mit Harald Finke geführt hatte. Um ehrlich zu sein, erfuhr ich erst wenige Tage zuvor, dass ich oben wie unten hängen würde.

Denn eigentlich war ich nur auf das “Weltfest der Götter” im Kirchenschiff vorbereitet. Zum einen wurden Bilder und Skulpturen ausgestellt, die im Rahmen eines Kunstprojektes entstanden waren, zum anderen waren während eines kreativen Schreibworkshops Worte und Sätze gesammelt worden, um daraus “Götterspeise für die Ohren” zu machen.

Die Klangkirche war der stimmige Ort für die Veranstaltung, bot er doch viel Platz für unterschiedliche Vorstellungen von Kunst und Glaubensfragen sowie eine gute Akustik für die arabische Musik als Zwischenspiel bei den Lesungen.

Mir hat das Fest viel Freude bereitet und mich anderen Menschen nähergebracht. Die beiden Texte, die ich verfasste kann man in meiner Tagesbücherei nachlesen.

 

Entstehungsgeschichte

im Dialog

Das Thema Dialog beschäftigt mich momentan gleich in dreifacher Hinsicht.

Erstens im schriftsprachlichen Austausch mit dem Künstler Harald Finke, der ein Projekt auf den Weg brachte, bei dem mehrere Künstler sich zusammentaten bzw. abwechselnd wirkten. Mir gefiel die Idee, die er bei der Vernissage vorstellte und erläuterte.

Zweitens wiederhole ich mit ihm gerade dieses Konzept. Wir führten ein Gespräch per Mail und schickten parallel ein Bild hin und her, um gemeinsam zu gestalten. Was unglaublich anregend ist!

Und drittens lese ich sein Buch “Siebentagelang”, bei dem es ebenfalls um den dialogischen Austausch und allerlei Aspekte geht.

Wir alle kommunizieren: Pflanzen und Tiere, Männer und Frauen. Wie gelingt Verständigung, wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen? Kann Kunst die Kluft zwischen Kulturen überbrücken?

Bild und Buch eröffnen neue Perspektiven und ich bin neugierig, wie es weitergeht.

Diese Erfahrung fällt bei mir jedenfalls auf recht fruchtbaren Boden.