Kopf und Kragen
No risk, no fun – wie der Brite sagt und vielleicht den Brexit meint.
Nein, Spaß beiseite. Um echte Abenteuer zu erleben, müsste ich wohl hinaus in die Welt ziehen, ferne Länder bereisen, Meere in einer Nussschale überqueren, mich am Gummiband in die Tiefe stürzen oder wildwassern. Ich müsste mit bloßen Händen Klippen erklimmen oder barfuß durch die Wüste.
Bei mir: Fehlanzeige. Ich fragte mein Gemüt nach Risiken und Nebenwirkungen von Adrenalin-Kicks solcher Art. Auf dem Waschzettel in meinem Gehirn stand: Achtung! Suchtgefahr! Außerdem bin ich unsportlich, introvertiert und feige.
Muss ich deswegen auf Grenzerfahrungen verzichten, bei denen ich über mich selbst hinauswachsen kann? Nein, sagt mir mein Wagemut. Meine Abenteuer finden im Inneren statt, nämlich wenn ich von Zeit zu Zeit versuche, meinen Ängsten die Stirn zu bieten. Mich etwas zu trauen, mit ungewissem Ausgang.
Meine größte Mutprobe ist, mich zu zeigen – mit dem Risiko, mich bis auf die Knochen zu blamieren oder anzuecken. Eine schreckliche Vorstellung, bei der mir mein wild pochendes Hasenherz in die Hose rutscht. Kritik kann so verheerend und vernichtend sein! Damit kenne ich mich aus. Ich habe selber eine scharfe Zunge, mit der ich bisweilen zurückschlage, wenn ich mich bedroht oder gekränkt fühle…, aber meistens bemühe ich mich um Friede, Freude, Eierkuchen.
Manchmal frage ich mich, wie viele Zeugen es braucht, um wahr zu werden. Muss ich mich selbst beweisen? Zeugnis abzulegen vom eigenen Wünschen und Wollen kann sehr anstrengend und energieverzehrend sein. Nicht immer habe ich Lust, mich auf das Abenteuer des Lebens einzulassen.
Es gibt Phasen, in denen würde ich lieber meine sieben Sachen zurücklassen und aus der Haut fahren, um zu einer Sternschnuppe zu werden, die wie ein kleiner Hoffnungsschimmer im Dunkeln leuchtet und vom Werden und Vergehen zeugt.