reife Leistung
Manchmal bin ich müde vom vielen Lernen, Wachsen und Gedeihen. Dann möchte ich mich am liebsten eine lange Weile auf meinen Lorbeeren ausruhen.
Aber das Leben hat die Angewohnheit, einen vor immer neue Herausforderungen zu stellen und Rätsel aufzugeben; besonders in der Pubertät und den Wechseljahren, soviel habe ich herausgefunden. Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne, vermutlich weil die Erde rund ist und sich ständig weiterdreht.
Allen Phasen meines Lebens kann ich etwas abgewinnen, auch wenn manches schwierig war und ich gelegentlich immer noch über alte oder neue Schatten stolpere und dann lustlos liegenbleiben möchte. Zum Glück sind das nur einzelne schwache Momente.
Was ich bis heute an Erkenntnissen sammelte, will ich nicht in Stein meißeln, denn im Laufe der Zeit, während sich mein Horizont erweiterte, wurden alte Überzeugungen schon von neuen abgelöst. Manches schrieb ich mir jedoch hinter die Ohren. Zum Beispiel, dass man Mut durch Mut lernt und Liebe erfährt, indem man liebt.
Krisen konnte ich erfolgreich meistern und übe mich täglich in Gelassenheit – Lektionen, die den Umständen entsprechend schwer sind. Die Saat der Zuversicht ging erst auf, nachdem ich den Boden dafür bereitete.
Je älter ich werde, desto mehr fühle ich mich wie eine Pilzsucherin, die prüft, was sie findet und nicht alles aufliest, was vielleicht unbekömmlich oder gar giftig ist. Zu verinnerlichen, was nicht nur mir, sondern auch anderen gut tut, halte ich für eine sinnvolle Aufgabe.
Das scheint mir meine reifste Leistung zu sein, denn es hat lange gedauert, bis ich die Einsicht gewann, dass ich nur erwachsen bin, wenn ich mich selbst verantwortlich fühle und mein Tun und Lassen danach ausrichte, was mir viel wert ist.
Ich werde mich wohl zeitlebens auf einen guten Abschluss vorbereiten, denn schlussendlich stellt sich die Frage, was ich aus meiner Existenz gemacht habe und darauf möchte ich eine zufriedenstellende Antwort im Herzen tragen.