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Neustart Kultur

Sinneswandel

Die Temperaturen sinken, aber mir wird derzeit wieder ein wenig wärmer um’s Herz. Nur geringfügig, aber immerhin. Es geht bergauf, oder?

Kommt es mir nur so vor, als kündigte der Gestaltungswille seine Rückkehr an? Ganz leise scheint er sich anzupirschen, scheu wie ein Reh. Ein Vorbote der Veränderung vielleicht.

Hoffentlich verjage ich den aufkommenden Tatendrang nicht mit überzogenen Erwartungen. Stattdessen lieber besonnen der Dinge harren, die da aufbrechen mögen.

 

 

 

überfliegen

buntes Programm

Der Kultur Sommer Hamburg nimmt Fahrt auf. Das Angebot an Live-Musik auf diversen Bühnen und wechselnden Plätzen sowie das erste regionale Kunstfest sind dermaßen vielseitig, dass es ein Programmheft füllt.

Zunächst hatte ich es nur überflogen und fühlte mich überfordert, Entscheidungen zu fällen. Doch dann studierte ich am Morgen das Heft, visierte Veranstaltungen an diversen Tagen an und buchte dick Tickets.

Vorgestern und gestern schwelgte ich noch im abgedunkelten Raum vom Kulturverein Alles wird schön in Farben, Formen und Klängen einer schönen Kunst-Installation.

Von dem Künstler Karl-Heinz Maukel aus Draht gestrickte Filamente wurden fantastisch illuminiert. Das Zusammenspiel von Lichtprojektionen und sphärischen Klängen, die Werner Jarmatz beisteuerte, ließen mich tief abtauchen.

Ab heute geht es open air weiter. Nach der Stille folgt PLAY OUT LOUD.

stimmungsvoll

intensiv

Annähernd wie früher. Ich erlebte einen Tag mit buntem Programm, der mich fast vergessen ließ, was ich seit über einem Jahr an Unbeschwertheit schmerzlich vermisse.

In Moorburg genoss ich Kunst & Kirschen, schönes Wetter und eine heitere Atmosphäre, gute Laune und Gespräche.

Abends fuhr ich nach Scharmbeck zum Live-Konzert mit Nils Kercher und Kira Kaipainen. Auch dort oben auf dem Berg inmitten der Natur war eine ausgezeichnete Stimmung.

Im wahrsten Sinne des Wortes klang ein toller Tag bemerkenswert aus. Es war ein intensives Erlebnis, das ich zu meiner großen Freude mit einigen guten Bekannten teilen konnte.

Ein traumhafter Kultursommertag. Nach der langen, entbehrungsreichen Zeit bekommt er von mir das Prädikat „besonders wertvoll“!

 

Live

Energiefluss

Die Stimmung ändert sich gerade. Nach einer zähflüssigen Zeit fängt eine andere Energie wieder an zu fließen. Live Begegnungen in einem bestimmten Umfeld lösen den Stau in meinen Adern.

Wenn die Kultur wieder Fahrt aufnimmt, hat das nichts mit Tempo zu tun, sondern mit dem Aufleben vitaler Kräfte.

Die von Anja Schwennsen ins Leben gerufene „Lesung unterm Kirschbaum“ war ein Genuss und Vorgeschmack auf weitere persönliche Erlebnisse bei kulturellen Veranstaltungen.

Dass ich das Buch „Ein anständiger Mensch“ schon gelesen hatte, wurde mir erst vor Ort bewusst. Umso größer die Freude, dem Schriftsteller Jan Christophersen persönlich zu lauschen.

Auf dem Heimweg gab es noch ein Highlight: die Abendsonne, die in den Wald leuchtete.

 

intensiv

2020

Das letzte Jahr wird zweifelsfrei in die Geschichte eingehen. Als gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Stresstest.

Es stellte ein Armutszeugnis aus. Besonders schlecht schnitten Beschäftigungs-Verhältnisse ab, die zwar systemrelevant genannt wurden, sich jedoch herausstellte, dass man sich von Standing Ovations nichts kaufen kann.

Die globale Ansteckungsgefahr bereitete Angst und Sorge – nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht. Gewisse „Querdenker“ in der Trotzphase spuckten auf den Zusammenhalt der Gesellschaft und bekannten braune Farbe unter dem Deckmantel des Widerstand gegen die Diktatur freier Wahlen.

Es gab viele vollmundig versprocheneHilfspakete, manche spät, andere nie oder mit einen oder anderen bösen Überraschung. Viel Kleingedrucktes und Unverständliches.

Manche gutgemeinten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie entbehrten jeder Logik. Enorme Summen wurden in die Hand genommen – man hätte es nie für möglich gehalten.

Wenn ich zurückblicke, denke ich, es war ein verlustreiches Jahr. Tragische Todesfälle und aus Betroffenheit blutende Herzen. Die Kultur im stillen Kämmerlein. Allerhand ist auf der Strecke geblieben, vor allem die unbeschwerte Geselligkeit.

Und wir haben den Ausnahmezustand noch nicht hinter uns…

Aber: wir sind noch nicht am Ende!

Weihnachtsgeschichte

Ausnahmezustand

Vor ein paar Jahren schrieb ich eine Kurzgeschichte, die mir kürzlich wieder einfiel. Beim erneuten Lesen fand ich, dass sie unter den gegebenen Umständen von besonderer Aktualität ist.

Theo stand auf dem zugigen Bahnhof im eisigen Wind, den der einfahrende ICE vor sich hertrieb. Er stellte sich vor, wie mit gleicher Geschwindigkeit Viren Einzug hielten und ihn attackierten. Zu spät, dachte er, eine Erkältung hätte er früher gebrauchen können, um das Familientreffen gut begründet absagen zu können. Mit verschnupfter Stimme und unterbrochen von trockenem Husten hätte er glaubwürdig geklungen und wäre vollständig entlastet gewesen. Doch dann hörte er im Geiste seine Mutter nachfragen, ob er Stress habe, berufliche oder finanzielle Sorgen, sich auch gesund ernähre und insgesamt auf sich achte. Er dachte resigniert, momentan ist mein einziger Stress das bevorstehende Weihnachtsfest.

Er verfrachtete sich und sein Handgepäck in den Zug und nahm seinen Sitzplatz für die zweistündige Fahrt in die Heimatstadt ein. Bis zum Elternhaus bräuchte er eine weitere Stunde.

Er schaute aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Das Himmelstor am Horizont öffnete sich ein wenig und ließ einen spaltbreit Licht in die düstere Szenerie. Dann verschwand dieser Hoffnungsschimmer hinter einer Lärmschutzwand und seine Gedanken verfinsterten sich erneut. Er konnte nichts mit diesem Weihnachtsgetue anfangen. Für ihn war es reine Pflicht. Er kam des lieben Friedens willen und aus Höflichkeit denen gegenüber, denen dieses Fest so viel zu bedeuten schien. Heile Familie am Heiligen Abend. Warum tun sich das nur alle Familien an, alle Jahre wieder? Fröhliche Weihnacht all überall, dass ich nicht lache, dachte Theo. Die Fernsehprogramme waren voll von all dem Schmus und selbst jene Filme, die kleine und große Konflikte rund ums Fest thematisierten, schienen Klischees zu bedienen. Erst Zank und Streit, eine verschmorte Gans oder ein Tannenbaum, lichterloh, aber am Ende haben sich wieder alle lieb.

Er versuchte sich abzulenken und schaltete sein Smartphone ein. Die Nachrichten kamen und mit einem Wisch waren sie wieder weg. Belangloses, Beunruhigendes, Besorgniserregendes. Die Kriegsschauplätze kamen immer näher, Terror und Katastrophen und jedes Tief trug einen anderen Namen. Krisen bekamen eigene Titel von und zu Finanz- und Flüchtling, damit man die Probleme noch auseinanderhalten konnte.

Er schaute sich im Abteil um und soweit er von seinem Platz aus sehen konnte, waren fast alle online und vertrieben sich im bläulichen Kunstlicht die Zeit damit, sich zu informieren und zu unterhalten. Er blickte aus dem Fenster in das Morgengrauen. In der Ferne stiegen dampfende Siegessäulen aus hohen Schornsteinen und schickten ihre Botschaft von Fortschritt und Wachstum in die Höhe.

Theo schloss die Augen, er fühlte sich müde, abgespannt. Er hatte viel gearbeitet in der letzten Zeit. Verträge für einen wichtigen Auftrag mussten geprüft und weitreichende Entscheidungen getroffen werden.

Ein Windstoß ließ ihn auffahren. Das Zugfenster fehlte und Papiere flatterten durchs Abteil und bedeckten den Boden wie Herbstlaub. Er beeilte sich, alles aufzusammeln, und ärgerte sich darüber, dass ihm niemand zur Hand ging, bis er registrierte, dass er ganz alleine war.

Theo schreckte auf. Er saß unverändert auf seinem Platz, alles um ihn herum aufgeräumt und ruhig. Das leise, monotone Fahrgeräusch des ICE mutete friedlich an.

Langsam näherte er sich seinem Fahrziel. Er erkannte Häuser und Landschaftsmarken. Einige Gebiete waren inzwischen bebaut und er fühlte einen kleinen Stich bei den vagen Erinnerungen an eine Vergangenheit, die der Moderne weichen musste. Ein Stoppelfeld, auf dem er, seine Geschwister und Nachbarskinder im Wind ihre Drachen steigen ließen. Dahinter ein Bachlauf, an dem sie aus Stock und Stein Dämme gebaut oder sich Sommers wie Winters Mutproben ausgedacht hatten.

Sein Bruder Frank hatte sich bei einem dieser Abenteuer das Knie aufgeschlagen, der Vater hatte geschimpft und die Mutter getröstet und heißen Kakao für sie gemacht.

Das Land seiner Kindheit und Jugend war mittlerweile von Neubaugebieten mit Carports und Supermarktketten mit großflächigen Parkplätzen erobert worden. Er hielt das Smartphone reflexartig in die Höhe, um die fortgeschrittene Veränderung zu dokumentieren, als seine Hand schwer auf seinen Schoß zurücksank. Etwas schnürte ihm die Kehle zu und er blinzelte gegen ein melancholisches Gefühl an, das in ihm aufstieg.

Schöne Bescherung, dachte er angesichts dieser sentimentalen Anwandlung. Mit etwas Mühe fand er seine Fassung wieder.

Nach einer halbstündigen Busfahrt und einem kleinen Fußmarsch, erreichte er schließlich die Gartenpforte, die zu seinem Elternhaus führte, marschierte darauf zu und drückte auf die Klingel.

Ein Schatten tauchte hinter der Milchglasscheibe auf und schon öffnete seine Mutter die Tür und zog ihn ohne zu zögern an sich. Er fühlte ihren weichen Körper und atmete den reinen Duft von Seife und allerlei leckeren Küchendünsten. Sie standen ein wenig länger in dieser innigen Umarmung als üblich. Seine Mutter gab ihm Halt und ließ ihm Zeit, im Hier und Jetzt anzukommen. Schließlich löste er sich von ihr und sie sagte: „Wie schön, dass du da bist.“

Dieser einfache Satz berührte ihn mehr, als er zu sagen vermochte. Deshalb antwortete er schlicht: „Ja, ich freue mich auch, dass ich gekommen bin. Frohe Weihnachten!“

Er stand im warmen Windfang und meinte, etwas Wichtiges erfasst und verstanden zu haben: den Wert von Traditionen und ganz besonders den von diesem Fest.

Wer hätte ahnen können, dass die Entbehrungen in diesem Jahr uns vor Augen führen, wie unbeschreiblich wichtig soziale Kontakte und Kultur für uns sind? Nun ist überdeutlich geworden, wie elementar und kostbar menschliche Nähe ist.

Berühungspunkte

nicht zu fassen

Ich kann es kaum lassen, mich für Projekte zu interessieren, die mit Kunst, Kultur, Kreativität und Eigeninitiative bzw. Selbstbeteiligung zu tun haben.

Gestern fand die Gründungsversammlung für Dreifalt eG statt, und obwohl ich arg müde war und die Besprechung einer Satzung trocken und zäh, also kein Zuckerschlecken ist, bin ich hingegangen und stolz, im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten mitwirken zu wollen.

Patchwork

Drei-Farben-Gemisch

Ich folgte der Einladung von Anne Beecken zum Mitmalen an einem Gemeinschaftsgemälde und schwang zusammen mit anderen Pinsel, Schwamm und Spachtel.

Das Bild sollte „Drei Farben“ zum Thema haben: Gelb, Rot und Blau. Daraus entstand schon am ersten gemeinsamen Abend ein ziemlich buntes Bild mit viel Dynamik.

Die Mal-Aktion am gleichen Bild wird bis zum 28. November 2019 fortgeführt und findet in der Kulturkirche St. Johannis in Buchholz statt. Donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr darf jede*r mitmischen. Finde ich toll! Das macht Laune!