Mut

Mut zur Lücke

Früher; als ich klein war, saß ich vor Angst vorzugsweise mit dem Rücken zur Wand und traute mich kaum in den Keller.

Und heute? Bin ich immer noch weit entfernt von Heldentaten.

Mein Mut ist eher mickrig, aber ich versuche ihn peu à peu aufzupäppeln.

Er führt ein recht lichtscheues und zurückgezogenes Dasein und lässt sich selten blicken. Es bedarf schon einiger Anstrengung ihn hervorzulocken, damit er sich einen Ruck gibt und mal über meinen Schatten springt.

Tatsächlich ist mein Mut so klein, dass er meist an meiner hohen Hemmschwelle scheitert und nur auf Zehenspitzen stehend einen neugierigen Blick wagt.

Aber manchmal geschehen auch Zeichen und Wunder!

Kaum traut er sich aus der Reserve, fühlen wir uns so groß und stark, dass wir Bäume ausreißen könnten – woran wir allerdings keinerlei Interesse haben. Viel schöner ist es, das langsame, natürliche Wachstum zu beobachten. Denn nach jeder bestandenen Mutprobe reift etwas ein Stück weiter heran und wächst mit den Herausforderungen.

Und eines Tages hänge ich vielleicht ein Schild vor mein Schneckenhaus, auf dem steht: Biete Schutz und Unterschlupf – und wenn ich nicht zuhause bin, rette ich gerade Leben.

Bis dahin werde ich immer mal wieder günstige Gelegenheiten abpassen, um meinen Mut für den Ernstfall zu trainieren – bis Zivilcourage aus ihm geworden ist.

Denn mutig ist, wer seine Angst überwindet, wenn es darauf ankommt.

 

Motive meiner Bilder-Sprache: Besinnlichkeit, Reflexion und Humor.