Wallfahrt

Ich bin dann mal weg.

Kirche im Gegenlicht

Ich will ausnahmsweise in die Kirche gehen. Nicht in diese. Die steht hier nur aus symbolischen Gründen. Ich werde eine andere Kirche aufsuchen, um bei der Konfirmation meiner Nichte dabei zu sein.

Vielleicht gehe ich bei der Gelegenheit auch ein wenig in mich, denn es gibt verschiedenes zu bedenken und zu erspüren. Ich möchte überprüfen, ob ich nicht auf dem Holzweg bin.

Ich habe etwas zu beichten: Ich wiederhole die alten Kardinalfehler. Viel zu eifrig bin ich am Werk, viel zu wenig Pausen gönne ich mir. Ich leide Mangel: Bewegungs- und Vitaminmangel – und bin natürlich wieder selber schuld.

Deshalb wird mir die Pilgerfahrt wohl ganz gut tun. Mal einige Tage Sendepause und Online-Entzug, denn ja: ich bin süchtig – nach Lesen, Schreiben und Lernen. Aber manchmal sollte ich es einfach SEIN lassen, mich entspannt zurücklehnen oder meinetwegen auch durch die Gegend schlendern, der körperlichen Ertüchtigung zuliebe.

Auf jeden Fall will ich mich andächtig auf den Weg machen, auch wenn ich mit dem ICE wallfahre. Egal, wie schnell der Zug ist, ich behalte die Ruhe weg.

4 Gedanken zu „Wallfahrt“

  1. Ich kann es kaum glauben, wie das zusammentrifft…
    So saß ich heute in der Kapelle des Neuen Friedhofs, Bremer Straße, mit über hundert anderen Trauergästen, um Uwe, unseren allerersten Pfleger zu verabschieden. Sein Lebensgefährte las einen Auszug aus Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ – das war der Moment, in dem mir doch die Tränen kamen. Von diesem Buch hatte Uwe mir erzählt, er hatte es mir ans Herz gelegt und wollte es mir leihen. Das ging direkt ins Herz und ich habe gemerkt, dass meine Trauer um diesen Menschen, den ich nicht lange gekannt habe, ganz echt war.
    Und so hat auf besondere Art mich dein heutiger Text sehr berührt – ich begleite dich beim Innehalten.

    1. Liebe Christiane,

      es ist schön, wenn man weinen kann – sei es aus Freude oder Leid.
      Es zeigt, wie sehr wir uns berühren lassen und echte Begegnung uns bereichert.
      Manchmal muss man Menschen nicht lange kennen, um etwas im anderen zu spüren, das Resonanz hervorruft.
      Und manchmal muss man sich nicht im wirklichen Leben begegnen, um diesen Menschen allzeit im Herzen zu bewahren.
      Wo auch immer Uwe jetzt ist, er wird sich sicher freuen, wenn du eines Tages das Buch liest, dass er dir empfahl.
      Schon der Titel kündigt quasi seinen eigenen Abschied an und erinnert uns daran, dass wir alle eines Tages aufbrechen müssen. Zurück in den Schoß, aus dem wir kommen – zurück in die Ewigkeit.
      Ich hoffe, es klingt nicht zu schwülstig für andere Ohren. Für mich ist es wahr und tröstlich.

  2. Oha, habe ich Dich etwa angesteckt mit meiner neu-entdeckten Spiritualität?

    Ich habe just für heute eine Reise in den Wald geplant. Nicht in irgendeinen, sondern den Ruheforst Hartenholm will ich aufsuchen und einen ganz bestimmten Baum dort finden.

    Dir wünsche ich ebenfalls eine besinnliche Offline-Zeit. 🙂

    1. Ich BIN eine spiritueller Mensch, fühle mich tief gläubig, jedoch keiner Konfession zugehörig.
      Gerade mit der Abgrenzung zu anderen Glaubensgemeinschaften kann ich mich nicht recht anfreunden.
      Ich glaube daran, dass alles eins ist, zusammen gehört und untrennbar miteinander verwoben ist. Dieses Alles ist für mich Gott (oder wie immer man die Schöpferkraft hinter dem Wunder des Lebens nennen mag) und ich gehöre dazu.

      Hast du deinen Baum gefunden?

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