Außergewöhnlich
Ich finde manche Menschen wunderbar erfrischend – nämlich jene, die auch mal aus der Reihe tanzen. Wer sich das traut, den halte ich für mutig. Ich meine nicht diejenigen, die sich um ihrer selbst Willen hervortun, sondern die, die für ihre Überzeugungen eintreten und dafür in Kauf nehmen, sich unbeliebt zu machen.
Besondere Menschen sind für mich all jene, die haben, was ich nicht habe und können, was ich nicht kann. Doch Neid ist keine Schande, sondern seit neuestem ein Kompass für mich, der mir aufzeigen kann, was meine ungelebten und vielleicht auch uneingestandenen Wünsche sind. Es nützt mir nichts, sondern schadet nur, anderen zu missgönnen, was sie haben und ich eigentlich auch gerne hätte.
Darüber zu stolpern, was ich auch haben oder können will, kann mich motivieren. Die Frage lautet: Was muss ich dafür tun und ist es mir das wert? Wenn ja und im Bereich des Möglichen, dann los!
Wenn nicht, dann nicht. Dann sieht der Neid anschließend zwangsläufig um einiges blasser aus, weil ich inzwischen weiß, dass ich das doch nicht will. Jedenfalls nicht um jeden Preis. Geschenkt, okay, aber sonst…? Nein, danke.
Viel schlimmer ist es umgekehrt. Beneidet zu werden, hört sich im ersten Moment vielleicht beneidenswert an, aber überlegen wir mal realistisch: Das kann bestimmt richtig unangenehm werden, wenn man sich ständig rechtfertigen und das eigene Hab und Gut herunterspielen muss, damit andere sich nicht benachteiligt oder minderbemittelt fühlen.
Wenn man zugibt, dass man das Vermögen geerbt oder umsonst bekommen hat, ist es unverdient und wenn man sagt, dass man es verdient hat, ist man ein Aufschneider. Wie man es dreht und wendet, beliebter macht man sich nicht, wenn man es soweit kommen lässt, Neid und Missgunst heraufzubeschwören.
Ein armer Schlucker zu bleiben, ist vielleicht die einzig vernünftige Alternative. Oder mich zu fragen, was ich wohl habe, was den anderen vielleicht fehlt? Wir könnten alles gerecht teilen.