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Kunst und Literatur

bewegend

Gestern wurden in der neu eröffneten Kunstleihe Harburg erstmalig Bilder verliehen. Gleich sieben Werke fanden Abnehmer und haben nun für ein Vierteljahr ein neues Zuhause.

Wie ich über das Konzept denke, kann man hier nachlesen: http://www.sued-kultur.de/tiefgang/bedeutung-verleihen/

In dem Buch „Fackel im Ohr“ von Elias Canetti stieß ich vor zwei Tagen auf eine Textpassage, die mich nachhaltig beschäftigt. Darin beschreibt er die Beziehung zwischen Kunst und Betrachter so eindringlich, das ich ihn hier gerne für sich selber sprechen lassen möchte.

„Denn ein Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder. Ich glaube nicht, daß es einen besseren Weg gibt. Man hält sich an das, was sich nicht verändert, und schöpft damit das immer Veränderliche aus. (…)

Es ist aber wichtig, daß diese Bilder auch außerhalb vom Menschen bestehen, in ihm sind selbst sie der Veränderlichkeit unterworfen. Es muß einen Ort geben, wo er sie unberührt finden kann, nicht er allein, einen Ort, wo jeder, der unsicher wird, sie findet.

Wenn er das Abschüssige seiner Erfahrung fühlt, wendet er sich an ein Bild. Da hält die Erfahrung still, da sieht er ihr ins Gesicht. Da beruhigt er sich an der Kenntnis der Wirklichkeit, die seine eigene ist, obwohl sie ihm hier vorgebildet wurde.

Scheinbar wäre sie auch ohne ihn da, doch dieser Anschein trügt, das Bild braucht seine Erfahrung, um zu erwachen. (…)

Stark fühlt sich, wer die Bilder findet, die seine Erfahrung braucht. (…) Mein Glück war es, daß ich in Wien war, als ich solche Bilder am meisten brauchte. Gegen die falsche Wirklichkeit, mit der man mich bedrohte, die der Nüchternheit, der Starrheit, des Nutzens, der Enge, musste ich die andere Wirklichkeit finden, die weit genug war, um auch ihrer Härten Herr zu werden und ihnen nicht zu erliegen.“