Im Vertrauen, dass das Atmen geschieht.
Ich möchte mich gerne auf das Wesentliche besinnen. Ich will darauf vertrauen, dass sich alles gut fügt und einfach geschehen lassen, was kommt – und geht. Mich an keiner Vorstellung festklammern, sondern akzeptieren, was ist.
Der Termin der Lesung rückt näher und aus mehreren Gründen treibt mich das um. Ich habe wohl Schiss. Zum Beispiel, weil ich im Moment nicht wie das blühende Leben aussehe, sondern verwelkt.
Und dann kam auch noch die Info, dass der private Regional-Fernsehsender Hamburg 1 kommen will, um über die Suedkultur-Lesetage zu berichten. Die Vorstellung macht mir zu schaffen, obwohl wir uns alle über diese Publicity freuen können – sollten.
Als ich mich für die Gemeinschaftslesung gemeldet hatte, war das ein mutiger Schritt von mir. Dann wuchs die Herausforderung, weil ich krank wurde und mich von da an darum sorgte, ob Atmung und Stimme bis zum Termin wieder mitspielen.
Und nun kommt auch noch erschwerend dazu, dass wir nicht „unter uns“ sind, sondern die Veranstaltung – so meine Befürchtung – den Charakter einer Präsentation bekommt. Ich bin sowieso äußerst kamerascheu, da mag ich mir gar nicht vorstellen, wie befangen mich erst eine Fernsehkamera macht.
Also versuche ich, mich zu beruhigen und mich auf das zu besinnen, warum ich da mitmache. Ich schreibe und lese ja frei-willig. Es ist meine Entscheidung gewesen, mich zu zeigen, eine Entscheidung, die mein Leben bereichert. Ich muss nichts beweisen. Ich möchte einfach nur authentisch und präsent sein.
Ich möchte den Abend unverkrampft erleben, freudig erregt statt ängstlich sein, einen offenen Geist und Spaß haben. Das ist durchaus drin, wenn ich ihn mir nicht mit falschen Erwartungen verderbe. Dafür mache ich jetzt ein paar tiefe Atemzüge.