Aus gegebenem Anlass möchte ich mich und euch meiner Identität versichern: Ich ging davon aus, ich sei unverwechselbar, aber das war leider ein Irrtum.
Durch eine absolut unwahrscheinliche Namensverwechslung, war ich nicht die, für die man mich gehalten hatte. Es stellte sich heraus, dass eine andere in den Startlöchern stand. Ich war fehl am Platze und wurde wieder nach Hause geschickt.
Die neu erworbene Wartezeit möchte ich für eine kurze Personenbeschreibung nutzen, damit man mich bei Bedarf eindeutig identifizieren kann. Ich bin ich, darauf lege ich sehr viel Wert.
Bei der Gelegenheit kann ich ruhig etwas weiter ausholen und meinen Werdegang bis zu diesem Fehlstart herleiten, denn ich habe schließlich nichts Besseres zu tun.
Wo fange ich an? Ich könnte euch ein abschreckendes Beispiel aus meiner verzweifelten Phase zeigen und rhetorisch fragen: Wer hat diese tieftraurige Gestalt zuletzt gesehen? Sie wird nicht wirklich vermisst – ich bin sogar ganz erleichtert, dass sie verschwunden ist. Hoffentlich auf Nimmerwiedersehen.
Das Beweisfoto, auf dem mir das Elend ins Gesicht geschrieben steht, ist allerdings unauffindbar. Da habt ihr nochmal Glück gehabt, dass euch der Anblick erspart bleibt.
Ich möchte meinen Ursprung veranschaulichen. Bereits in jungen Jahren fing ich mit dem Grübeln an und ahnte schon damals, Sorgen und Falten gehören zusammen.
Dann bekam ich eine Schultüte, war ganz stolz und wurde zum Dank eine eifrige Schülerin.
Später bekam ich dann eine erste Zuckerstange in die Finger und das war der Beginn einer weiteren langlebigen Leidenschaft: für Naschwerk. Ich bin heute noch süchtig.
Ich grinste auch damals hin und wieder ganz gerne, habe in meinem Pool entsprechende Gene, die nur darauf warten, sich zu amüsieren. Das möchte ich an dieser Stelle hervorheben, deshalb ist dieses Bild vergrößert.
Es kamen allerdings auch sehr anstrengende Phasen mit viel Atemnot. Ich habe jedoch keine Röntgenbilder zur Hand. Diese schweren Zeiten gehören zum Glück einer Vergangenheit an, die ich zu den Akten legen konnte.
Ich wurde langsam flügge und machte mich als Jugendliche langsam auf den beschwerlichen Weg zu mir selbst. Dabei fühlte ich mich häufig einsam, begleitet nur von meiner eigenen Melancholie.
Erst hatte ich einen Mann und dann noch einen. Der zweite war der meines Lebens und wurde auch Vater unseres Sohnes.
Als junge Mutter lernte ich vom Nachwuchs enorme Lebensfreude, und unbeschwertes Lachen. Kinder sind diesbezüglich hochbegabt und zu meinem Glück wirkte es auch bei mir ansteckend.
Er war ein richtiger Sunny-Boy, im wahrsten Sinne des Wortes. Er verbreitete zur allgemeinen Freude viel gute Laune und Lebenslust.
In jedem 7. Ei steckt angeblich eine Überraschung. Doch es hätte mich sehr gewundert, wenn es zwischen mir und unserem Nachwuchs keine Ähnlichkeit gegeben hätte: man beachte die Denkerstirn. (Vergleich Abb. 1 und 7)
Bevor mir das Lachen wieder verging, gab es viele gute Jahre als Tochter, Schwester, Mutter, Partnerin, Freundin und junge Frau.
Ich bin im Laufe des Lebens bereits mehrmals aufgeblüht, z. B. als ich meine Ausbildung und meinen Führerschein bestand. Der ewige Kreislauf sieht allerdings neben dem Werden auch das Vergehen und Verwelken vor.
Ich will die Fotostrecke nicht zu lang werden lassen, überspringe etliche durchwachsene Jahre, sondern komme ohne weitere Umschweife zum ersten Doppelpunkt: dem gefühlten Verlust jedweder Lebenslust in der Blüte meiner Jahre. Und dem zweiten: dass diese Phase mittlerweile schon wieder der Vergangenheit angehört. Merke: Der zweite Frühling ist nicht der letzte im Leben.
Stattdessen bin ich voller Neugier und Freude, noch älter und weiser werden zu dürfen. Ich behalte mir die Option vor, mich von Innen heraus zu verschönern.
Nach allen vorangegangenen Etappen auf dem Weg zu einem erfüllten Leben nahm ich vor einer Weile die BERUFUNGstätigkeit ins Visier. Ponyhof war gestern, ich biete neuen Herausforderungen die leicht zerfurchte Stirn. Die wiedergewonnene Heiterkeit macht diesen Schönheitsfehler wett.
Ich setze alle mir zur Verfügung stehenden Mitteln ein, hoffe und staune, benutze mein Köpfchen zum Denken und vertraue auf dies: Wird schon werden.
Und jetzt das: es geht weiter. Erstmal das Warten.
Mit J.’s und deinem Kleinkinder-Bild – dieser Ähnlichkeit – das ist ja echt verblüffend!
Und ich liebe das Foto NACH dem mit der Zuckerstange. Wie alt bist du da? Zwölf, dreizehn…?
Der Text hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Da frage ich bestimmt nochmal nach… deinen Gedanken.