Begegnung

Emotional.

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Ich hatte einen ungewöhnlichen Tag. Größtenteils war ich es selber, die ihm diesen Schliff gab. Denn ich machte einiges, was ich zuvor noch nie getan hatte. Dieser Tag sollte mich herausfordern und war ein Riesenüberraschungs-Ei, in dem alles drin steckte: Spannung, Spiel und Spaß.

Es sollte ein besonderer Tag werden. Einfach so. Etwas tun, was ich normalerweise nicht mache oder sogar zum allerersten Mal. Also sah ich mir einen Lach-Yoga-Film an, weil ich mich anstecken lassen wollte. Einige machten es vor und ich es nach und mit, allein in meiner Stube. Und ich verfiel tatsächlich in lautes und herzliches Gelächter. Nachdem ich mich solchermaßen in gute Laune versetzt hatte, kam ich zum zweiten Punkt meiner spontanen Tagesordnung.

Ich packte eine kleine Auswahl unterhaltsamer Lektüre zusammen und verließ in ausgelassener Stimmung das Haus, um irgendwo jemand über den Weg zu laufen, der, dem oder denen ich etwas vorlesen könnte.  Für mich zur Übung und auch als Mutprobe – für den Zuhörer zur reinen Unterhaltung.

Klar, selbstredend würde es mich einige Überwindung kosten, einen wildfremden Menschen anzusprechen. Aber ich dachte mir, wenn ich die Hemmschwelle erst einmal überwunden hätte, könnte es ganz nett werden.

Und wie! Es war mehr als nett. Mehr, mehrer, am mehresten. Es war ein wirklich berührendes Erlebnis. Ich las am Bahnhof einer alten Frau vor, die auf einen Zug wartete und sich auf mein Angebot einließ, offenbar ohne zu befürchten, dass die Sache einen Haken haben könnte. Das war an sich schon eine angenehme Überraschung und machte mir die Sache leichter.

Ihr gefiel dann nicht nur was, sondern auch wie ich las. Ich freute mich sehr, als sie schon nach kurzer Zeit sagte, ich würde schön deutlich lesen. Dabei wies sie auf ihr Hörgerät in einem Ohr und erklärte, auf dem anderen sei sie vollständig taub.

Wir kamen ins Gespräch, erst über den Text und dann persönlich. Als sie auf ihre vor anderthalb Jahren verstorbene Tochter zu sprechen kam, stiegen ihr die Tränen in die Augen.  Nun war ich an der Reihe, gut zuzuhören und zu verstehen. Es war für uns beide eine sehr ungezwungene und menschliche Begegnung.

Am Ende des Tages denke und spüre ich: Ich wurde reichlich für meinen Mut belohnt. Es war wirklich ein besonderer Tag. Einer von weiteren, die noch folgen sollen. Einer von vielen besonderen. Einer von denen, bei denen so etwas herauskommen kann.

Das macht Lust auf mehr Ü-Eier!

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