Wer hätte das gedacht? Ich nicht, jedenfalls nicht, als ich jung war. Obwohl ich mich erinnern kann, mir zu wünschen, weise und weißhaarig zu werden.
Heute früh wachte ich nun also als Seniorin auf, wenn auch immer noch mit dunklem Haar.
Ich hatte ungewöhnlich lange geschlafen und fand nach dem Aufstehen einen zauberhaften Geburtstagstisch vor. Wie zum Beweis liegen volle 60 Jahre hinter mir, zum Greifen nahe.
Es folgten Anrufe und Nachrichten. Die Botschaft kam doppelt und dreifach an, ich fühle mich geliebt und beschenkt vom Leben. Danke!
Zwischen dem 31.12. und 01.01. liegt eine imaginäre Trennlinie, die wir überschreiten, um zu Silvester ein Neues Jahr zu begrüßen.
Dabei ist Zeit bloß ein Konstrukt, das Leben hingegen stets fließend im Wandel. Der punktgenaue Jahreswechsel unnatürlich. Aber es ist ein willkommener Anlass, gemeinsam zu essen, zu trinken und zu tanzen. Menschlich halt.
Die eindrücklichste Macht, die ich kenne, ordne ich der Sonne zu. Obwohl ich von ihr als Wärmequelle noch viel abhängiger bin, bedeutet sie mir in anderer Hinsicht noch mehr: Die Erschafferin von Licht und Schatten.
Sie durchdringt das Oberflächliche und verleiht allem Irdischen einen göttlichen Glanz.
In meinem Leben hat sich schon das eine oder andere in Wohlgefallen aufgelöst, was ich mir so schön erträumte.
Andererseits bekam ich lebensechte Erfahrungen geboten. Kein schlechter Tausch, denn bei näherer Betrachtung werde ich gewahr, wie oberflächlich manche Fantasie war und wie weitreichend dagegen das wirkliche Erlebnis.
Bei strahlendem Sonnenschein und warmen Herbsttönen konnte man nochmal Farbe tanken. Für mich ist Licht das größte aller Wunder! Zum Glück ein zeitloser Zauber.
Von meinem Standpunkt aus betrachtet, ist um mich herum viel los. Was die Welt bewegt, blende ich derzeit weitestgehend aus, denn es tut mir nicht gut.
Um innerlich die Ruhe zu bewahren, greife ich auf bewährte Mittel zurück. Etwas Bewegung und ein wenig Naturbetrachtung. Da stehen die Zeichen auf Veränderung. Immer.
Zum Kulturtag am 06. November 2022 wird in Harburg eine Aktion „KunstSchauFenster“ stattfinden. Ich wurde eingeladen, mich mit einem Bild zu beteiligen.
Die gesammelten Werke werden auf verschiedene Geschäfte in der Innenstadt verteilt und eine Woche lang in den Schaufenstern zu sehen sein.
Die Idee gefiel mir und so meldete ich Interesse an. Es folgte die Qual der Wahl. Nehme ich dieses oder jenes, welches? Entschied mich für eines, zweifelte, entschied mich um, zweifelte… überdachte nebenher Titel und Preise. Holte zweite und dritte Meinungen ein.
So viel Gewese um EIN Bild. Doch schließlich wird aus vermeintlichem Kopfzerbrechen die Liebe zum Detail.
Die Temperaturen sinken, aber mir wird derzeit wieder ein wenig wärmer um’s Herz. Nur geringfügig, aber immerhin. Es geht bergauf, oder?
Kommt es mir nur so vor, als kündigte der Gestaltungswille seine Rückkehr an? Ganz leise scheint er sich anzupirschen, scheu wie ein Reh. Ein Vorbote der Veränderung vielleicht.
Hoffentlich verjage ich den aufkommenden Tatendrang nicht mit überzogenen Erwartungen. Stattdessen lieber besonnen der Dinge harren, die da aufbrechen mögen.
Es hat sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl eigener Bildbände angehäuft.
Fotobücher mit Motiven aus diversen Urlauben im In- und Ausland, z. B. in Andalusien oder der Toskana, auf Inseln wie Barbados, Ibiza, Mallorca, Sardinien oder Sylt.
Dann zu Themen wie den vier Jahreszeiten, Wald, Wasser oder Wetter.
Auch einige Feiern habe ich fotografisch verewigt, runde Geburtstage und sogar drei Hochzeiten.
Allen gemein ist die Freude am Einfangen von Stimmungen. Flüchtige Augenblicke bewahren zu wollen, ist ein bisschen so als würde ich Schmetterlinge sammeln.
Motive meiner Bilder-Sprache: Besinnlichkeit, Reflexion und Humor.