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R.I.P.

Gedenken

Etwas fassungslos nehme ich zur Kenntnis, dass in diesem Jahr schon vier Menschen verstarben, und nur bei einem von ihnen war das abzusehen. Keiner an Corona und völlig unerwartet.

Ich kannte sie lange und mehr oder weniger gut. Der Verlust macht mich betroffen. Als wäre dieses Jahr 2020 nicht schon Herausforderung genug.

Wir haben Herbst, der zweite Lockdown steht kurz bevor. In zwei Tagen treten wieder Kontaktbeschränkungen in Kraft.

Viel Zeit für Besinnlichkeit und um sich den Wert und die Qualität des Lebens bewusst zu machen und das Naheliegende besonders zu wertschätzen.

Und derer zu gedenken, die zwar nicht mehr unter uns sind, aber doch fest verankert als Bestandteil unserer Erfahrungen und Erinnerungen.

 

flüchtig

Ablenkung

      

Ausflüge ins Internet machen Spaß, aber man kann sich auch gehörig verlaufen. Ich zum Beispiel. Wenn ich sporadisch online unterwegs bin, lese ich dies und poste das, kommentiere oder teile – und schwupps ist viel Zeit vergangen, während der ich auch andere Dinge hätte tun können.

Ja, die Welt da draußen ist schön bunt, unterhaltsam und abwechslungsreich, hat aber eben auch ihre Tücken. Denn alles ist so flüchtig und wenig greifbar.

Meine Aufmerksamkeit wird überschwemmt, hier und da bleibe ich hängen, und scrolle manchmal gegen den Strom rückwärts auf der Suche nach Halt „Da war doch was?“

Die Bilder rauschen an mir vorbei, die Buchstaben verschwimmen vor den Augen, ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, d. h. eigentlich schon, aber zu viele in kurzer Zeit, quasi im Geschwindigkeitsrausch.

Vielleicht sollte ich mich mal eine Weile konsequent dort ausklinken und mich in meinen Blog und Bücher vertiefen. Das hat für mich nochmal eine ganz andere Qualität.

Konfliktpotential

Ist das Kunst oder soll das weg?

In abgewandelter Form stellte sich mir im Kontext sowohl in Bezug auf Literatur als auch Kunst die Frage nach Qualitätsmerkmalen. Gibt es objektive Kriterien?

Neben Stichworten wie handwerklichem Können, intellektuellem Anspruch, Erfolgsaussichten, Zeitgeist und Geschmackssache fällt mir vor allem eines ein: Auseinandersetzung. Dazu braucht es unbedingt ein subjektives Empfinden.

Warum sollte etwas disqualifiziert werden, das mit Herzblut gemalt oder geschrieben wurde, was Ansprüchen anderer nicht genügen mag? Wozu eine Zensur?

Wenn ich mit einem Werk nichts anfangen kann, weil es mir beliebig, nichtssagend oder dilettantisch erscheint, kann es dennoch für einen anderen Menschen von Bedeutung sein.

Sowohl beim Lesen & Schreiben als auch bei der bildenden Kunst ist für mich der wichtigste Aspekt eine persönliche Resonanz, die Auseinandersetzung und der damit verbundene kreative Prozess.

Ich höre auf meine innere Stimme, die mich zu diesem hinzieht und mich jenes links liegen-, stehen- oder hängen lässt.

stereo

Kopfhörer Konzert

Im Metronom ergatterte ich einen Sitzplatz auf der Treppe. Vor mir auf der Stehfläche standen im Gedränge vier Kopfhörer links und vier rechts, ein ausgewogenes Verhältnis also.

Bemerkenswerterweise befand sich wiederum je ein Musik-Konsument mit gehobenem Qualitätsanspruch unter den einfachen Hörern mit Stöpseln in den Gehörgängen.

Der herausragende Kopfhörer linker Hand war weiß und der rechts schwarz. Ich konnte zwar deren Supersound nicht heraushören, aber wenigstens bot sich meinen Augen etwas ordnende Harmonie inmitten der chaotischen Zustände.

Eine unterhaltsame, wenn auch gewöhnungsbedürftige Vorstellung: Vielleicht entsteht eines Tages aus unterschiedlichen Einspielungen im öffentlichen Nahverkehr ein neues Musikgenre.