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R.I.P.

Gedenken

Etwas fassungslos nehme ich zur Kenntnis, dass in diesem Jahr schon vier Menschen verstarben, und nur bei einem von ihnen war das abzusehen. Keiner an Corona und völlig unerwartet.

Ich kannte sie lange und mehr oder weniger gut. Der Verlust macht mich betroffen. Als wäre dieses Jahr 2020 nicht schon Herausforderung genug.

Wir haben Herbst, der zweite Lockdown steht kurz bevor. In zwei Tagen treten wieder Kontaktbeschränkungen in Kraft.

Viel Zeit für Besinnlichkeit und um sich den Wert und die Qualität des Lebens bewusst zu machen und das Naheliegende besonders zu wertschätzen.

Und derer zu gedenken, die zwar nicht mehr unter uns sind, aber doch fest verankert als Bestandteil unserer Erfahrungen und Erinnerungen.

 

farbenfroh

sensationell

Ich gebe zu, dass ich leuchtende Farben sehr gerne mag. Trotzdem halte ich die gedeckten in der freien Natur für schön genug, um sie so abzubilden, wie sie sind, denn sie haben ihren eigenen Reiz.

Bei Instagram fiel mir auf, dass die meisten Fotos extrem manipuliert sind, damit sie umso spektakulärer wirken. Im Zuge dieser Effekthascherei könnten wir nach und nach farbenblind werden, denn die dezente Schönheit verblasst angesichts dessen.

Ich hielte es für einen großen Verlust, wenn wir die Natürlichkeit nicht mehr zu würdigen wüssten.

Trauer

Stillstand

Wenn ein Herz aufhört zu schlagen, kommt etwas in uns zum Stillstand. Wir erstarren und staunen und versuchen, das Unfassbare zu begreifen.

Die Welt dreht sich weiter, aber sie gerät für uns aus dem Takt, weil sich Augen nicht mehr öffnen und ein Odem sich verflüchtigt.

Man wartet insgeheim darauf, dass sich der Brustkorb nochmals hebt und senkt, mit dieser Selbstverständlichkeit, mit der er es ein Leben lang getan hat.

Doch das tut er nicht. Während unaufhaltsam die Körperwärme entweicht, bietet nur der friedliche Anblick Trost, weil Schlafes Bruder das Antlitz glättet.

Und während ich noch dabei bin, den Verlust zu betrauern, fährt jener Geist in mich, der mich wissen lässt, dass die Seele des Verstorbenen unsterblich ist.

 

 

Hin und her

Radisson

Gestern war ich wieder und wieder in Planten un Blomen. Von der Musik, deretwegen ich u. a. hingefahren war, bekam ich nicht besonders viel mit, weil der andere Anlass zunehmend in den Vordergrund rückte: anregende Unterhaltung in guter Gesellschaft, nämlich mit der netten kleinen Runde, mit der ich mich dort traf.

Es war ein feucht-fröhlicher Nachmittag bis Abend. Wir spannten unsere Regenschirme in flottem Wechsel auf und zu, becherten Bier und Wein und redeten und lachten vergnüglich.

Die Zeit verging wie im Flug, die Rückfahrt auch, immer noch in ein letztes kurzweiliges Gespräch vertieft. Als ich in Harburg aus der S-Bahn ausgestiegen war, dachte ich: komisch, wo ist eigentlich meine Tasche? Lange nicht gesehen.

Ich blieb relativ relaxt, was ich wohl meinem weinseligen Zustand zu verdanken hatte. Ich sorgte mich erstaunlich unaufgeregt und blieb stattdessen einigermaßen zuversichtlich. Ich dachte hoffnungsvoll: Ich könnte immer verzweifelt reagieren und meiner Tasche nebst Inhalt nachtrauern, wenn sie unauffindbar bliebe.

Ich hatte eigentlich mindestens drei gute Gründe zur Besorgnis bzw. für Verlustängste: ein Ausweis, meine Schlüssel, meine Kamera! Existenzielle Wichtigkeiten.

Ich trat umgehend den Rückzug an; fuhr also nochmal hin, den ganzen weiten Weg, der noch viel länger war, mangels kurzweiliger Unterhaltung. Nach einer gefühlten Ewigkeit spazierte ich also abermals durch Planten un Blomen, jetzt zur Abwechslung bei Nacht.

Dort angekommen, schlug ich mich erst einmal in die Büsche. Das Thema hatten wir übrigens Stunden zuvor diskutiert: dass Frauen es diesbezüglich schwerer haben. Meine Erfahrung: Nicht im Dunkeln!

Dann kam ich in die Nähe der verwaisten Bühne, wo fleißige Roadies alles einpackten. Und etwas abseits stand meine Tasche verloren in der Gegend rum . Der weite Weg hatte sich mal wieder gelohnt – wie meistens.  Auch wenn es eine etwas wackelige Angelegenheit war.

Ich verabschiede mich von diesem Glückstag mit einer nächtlichen Impression, aufgenommen von meiner treuen KameraDin.

verwackelt