klar Schiff

machen

Wenn das so einfach wäre! Aber ich will mich nicht beklagen.

Es könnte schlimmer sein. Ich habe ein schönes Zuhause, bin nicht einsam, kann noch raus und habe sogar noch ein paar Rollen Klopapier, Wasser, Strom und ein fantastisches Netzwerk, auch wenn viele Aktivitäten derzeit ruhen müssen.

In diesen müßigen Stunden, in denen ich keine Lust habe, zu putzen oder aufzuräumen, mich auf kein Buch konzentrieren kann und immer müde bin, kann ich es vielleicht einfach mal ertragen, dass nix mit mir los ist.

hätte, hätte

Fahrradkette

In der Vorstellung ist vieles oft anders, als wenn der Fall dann eintritt. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich… dieses und jenes. Es ist leider ernüchternd festzustellen, dass auch ein Vakuum entstehen kann, das eben jene Energie absorbiert, die man meinte hinzugewinnen zu können.

Der Schlüssel ist die Dynamik. Wenn man erst einmal zugange ist, bei was auch immer, geht einem alles leichter von der Hand, weil man bereits in Schwung ist. Dagegen bedeutet ein erster Schritt aus dem Stillstand heraus das Überwinden der Trägheit der Masse.

Die derzeitige Lähmung kann ich eigentlich nur überwinden, indem ich selber für den Aufschwung sorge und mich aus einem guten Grund in Bewegung setze. Zum Beispiel, um aus dem Tief herauszukommen.

ängstlich

wie gelähmt

Ich bin Risikopatientin und habe die konkrete Angst, mich anzustecken und vielleicht zu sterben, möglicherweise qualvoll, wahrscheinlich isoliert.

Als es mir und meinen Atemwegen letzten Monat sehr schlecht ging, bereitete ich mich mental darauf vor und dachte: Nun, dann sterbe ich eben – nachdem ich ein Leben gelebt habe. Mit zunehmendem Alter MEIN Leben, also ein selbstbestimmtes, erfüllt von vielerlei, das ich selber wählte.

Als es mir besser ging, fingen äußere Umstände an, mein Leben einzuschränken. Lesungen und Konzerte wurden abgesagt, Cafés und Kultureinrichtungen geschlossen, soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert. Das machte mir zusehens zu schaffen.

Ein Todesfall in der Familie ohne Corona-Beteiligung verstärkte die Traurigkeit und das Gefühl von Verlust, weil nicht mehr in Gesellschaft getrauert und getröstet werden durfte.

Online beschwören wir alle Verbundenheit. Ich suche sie, finde auch ein kleines Stück vom Glück, aber es ist nicht dasselbe. Die Lücke in meinem Leben ist größer als gedacht. Ich nahm an, ich könnte gut alleine sein und mich selbst beschäftigen. Doch der Antrieb leidet.

Mir fehlt dieses Lebenselixier. Die Energie im Raum, die freigesetzt wird, wenn sich Menschen begegnen. Emojis sind nur ein sehr schwacher Trost und kein Ersatz für gefühlte Begeisterung, für hörbaren Applaus und sichtbare Rührung in Gesichtern.

Ich frage mich, wie lange ich diesen Entzug verkraften werde bzw. wie ich ihn möglichst unbeschadet überstehen kann. Könnte ich nur alles ausblenden und vergessen, warum die Welt den Atem anhält…

Dann könnte ich es mir daheim gemütlich machen, in Ruhe entpannen und ein gutes Buch lesen. Doch das Wissen ist da, schleicht sich beim Lesen zwischen die Zeilen und malt schwarze Schatten an die Wand. Es will mir nicht gelingen, abzuschalten.

Mich beschäftigt auch die Frage nach den gesellschaftlichen Verwerfungen, die die Krise mit sich bringt. Wer wird gut durch diese schwierige Zeit kommen und wer nicht? Wer wird den Shutdown überleben und zu welchem Preis?

Ich sehe massenhaft Existenzen auf dem Spiel, einen enormen Schub für die Digitalisierung, eine Schwächung von Bürgerrechten, eine beängstigende Macht-Konzentration und viele offene Fragen.

Um meinen Arbeitsplatz muss ich im Gegensatz zu vielen anderen nicht bangen. Ich habe mein Auskommen mit meinem Einkommen, kann sogar etwas abgeben von dem, was ich habe.

Dafür ist die seelische Not groß und die reale Sorge, wie es weitergeht. Früher oder später werden sich wohl die meisten anstecken, und was das für mich bedeutet, ahne ich.

Ich bin noch nicht so weit, dass ich einen Plan habe, wie ich heil und nach Möglichkeit gestärkt die Krise überstehen kann. Aber ich denke darüber nach und finde hoffentlich bald einen Ausweg aus dem persönlichen Tief.

Alles Gute von oben

aus der Distanz

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Ich finde, es sollten mehr Dichter und Denker, Künstler und Kritiker im Shuttle schweben und die Welt von oben betrachten, bestaunen, beschreiben und besingen dürfen.

Die Astronauten sind natürlich auch Menschen. Auch sie sehen unseren blauen Planeten aus der Distanz mit anderen Augen. Können sie das in so schöne Worte fassen, welche dem Großen und Ganzen gerecht werden? Statt wissenschaftlicher Daten würde mich eher eine allumfassende Poesie interessieren.

Ich träume mich immer mal wieder ein wenig hinauf, aber das ist natürlich etwas anderes als der vermutlich atemberaubende Anblick von unserem schönen, runden und blauen Planeten in seiner ganzen Vollkommenheit.

Andererseits ist die Perspektive gen Himmel auch ganz schön. Und auch die Aussicht, unter Menschen gehen zu können.

Zwischen hier und jetzt

Mut und Losigkeit

Ich schwanke seit Tagen zwischen äußerer Abkehr und innerer Einsicht, gefangen zwischen den Grenzen meines Wissens und meiner Wahrnehmung. Die Stille scheint trügerisch wie die Ruhe vor einem Sturm. Die Welt hält den Atem an und wappnet sich für eine Katastrophe. Was erwartet uns?

In einem Augenblick zeige ich mir selbst einen Vogel und denke: Ist doch alles Irr-Sinn! Alles halb so wild, wie es uns weisgemacht wird.

Dann bekomme ich einen anderen Schreck, weil es bedeuten könnte, dass wir manipuliert werden. Das darf aber erst recht nicht wahr sein!

Dann denke ich, komm’ mal wieder runter und leiste dem Misstrauen keinen Vorschub!

Im nächsten Augenblick nehme ich alles wieder todernst und dann denke ich… und denke… und denke… und das macht mich ganz nervös.

Auszeit

un-heimlich

Die Angst nicht für sich behalten, sondern sie aussprechen, rauslassen und spazieren führen.

Im übertragenen Sinn rückt die Gesellschaft zusammen. Solidarität bricht die Oberflächlichkeit auf.

Ich hoffe auf einen nachhaltigen Wertewandel.

 

Zuversicht

  sammeln

Blütenblätter zählen. Ich schaffe das, ich schaffe das nicht, ich schaffe das…

Tatsächlich ging es mir nach einem anhaltend schwachen Moment wieder ein wenig besser, nachdem ich draußen Energie getankt hatte.

Unterwegs stellte sich zum Glück und wie von selbst eine innere Stärke ein, die meiner Angst den Wind aus den Segeln nahm. Zuhause im sicheren Hafen sonnte ich mich noch eine Weile im Echo einer optimistischen Perspektive.

Ich fand zurück zu Ruhe und Gelassenheit.

Resilienz

verloren

In der angespannten Lage fühlt sich mein Nervenkostüm ziemlich löchrig an. Ich suche nach meiner Widerstandskraft. Während einer persönlichen Krise machte ich mir Notizen, was in schwierigen Zeiten hilft.

Momentan könnte ich konstruktive Ratschläge gut gebrauchen. Also werde ich mich auf die Suche machen und hoffen, dass ich etwas mit meinem persönlichen Maßnahmekatalog anfangen kann.

 

Motive meiner Bilder-Sprache: Besinnlichkeit, Reflexion und Humor.